Was würde passieren, wenn das Wahlalter 16 kommt? Geht die Welt dann unter? Hier sind 4 Erkenntnisse Aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung.
1. DIE WAHLBETEILIGUNG STEIGT NACHHALTIG
Die Absenkung des Wahlalters erhöht die Wahlbeteiligung insgesamt und stärkt so die Demokratie, so die Wissenschaftler_innen der Bertelsmann Stiftung. Wer in jungen Jahren wählen gehe, nehme auch mit zunehmendem Alter mit größerer Wahrscheinlichkeit an Wahlen und politischen Entscheidungsprozessen teil. Die Beteiligung der 16- und 17-Jährigen an Wahlen steigere mittelfristig auch die Bereitschaft der älteren Altersgruppen zur Stimmabgabe. Das Phänomen nennt man „Kohorteneffekt“.
Die Wahlaltersenkung auf 16 Jahre könnte also ein Hebel sein, durch den die Wahlbereitschaft der Gesamtbevölkerung und damit die Wahlbeteiligung langfristig steigt, so die Studie.
2. 16- UND 17-JÄHRIGE GEHEN ZUR WAHL, WENN SIE KÖNNEN
Dort, wo 16- und 17-Jährige wählen dürfen, sind sie leichter zu aktivieren als junge Menschen in den nächsthöheren Altersgruppen, zeigt die Studie. Dafür sprechen die Erfahrungen in den Bundesländern Bremen, Brandenburg und Hamburg, in denen sich Jugendliche seit 2011 (Bremen), bzw. seit 2014 (Brandenburg) an den Landtagswahlen beteiligen dürfen.
Auch die Erfahrungen mit den österreichischen Nationalratswahlen, an denen sich 16-/17-Jährige seit 2008 beteiligen dürfen, bestätigen den Trend. So nutzen 16- und 17-Jährige ihr Wahlrecht intensiver, als ihre benachbarten Altersgenoss_innen zwischen 18 und 21 Jahren.
3. WAHLALTER 16 KÖNNTE DAS POLITISCHE INTERESSE STÄRKEN
Die Forscher_innen blicken nach Österreich: Interessierten sich vor der Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre dort lediglich 8,1 Prozent aller 16- bis 17-Jährigen „sehr“ für Politik, stieg dieser Anteil nach Einführung des „Wählen ab 16“ auf 21,8 Prozent.
Die Studie betont gleichzeitig, dass der Anteil der interessierten Jugendlichen in Deutschland seit 2002 um mehr als ein Drittel angestiegen sei. Die Zahlen zeigten eine „Repolitisierung“ der jüngeren Generation in Deutschland, die „durch eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre sogar noch verstärkt werden könnte“.
4. WAHLALTER 16 VERRINGERT DIE SOZIALE SPALTUNG
In der Absenkung des Wahlalters sehen die Forscher_innen der Bertelsmann Stiftung eine Chance, die soziale Spaltung Jugendlicher hinsichtlich ihrer politischen Sozialisation und Integration zu verringern: Wenn es gelingt, Menschen mit niedrigerem sozialen Status und schwächerem Bildungsgrad in jungen Jahren zu Wahlen zu mobilisieren, dann wirkt diese Aktivierung perspektivisch dem Auseinanderdriften der sozialen Milieus hinsichtlich ihrer Beteiligung an demokratischen Prozessen entgegen.
Das gestiegene politische Interesse tragen die Jugendlichen überdies in ihre Familien zurück. Damit setzen sie Impulse für eine größere Bereitschaft zur Wahlteilnahme der Eltern und älterer Familienangehörigen.
Comments